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Grußwort 2019


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Kritik an der Energiewende und Windkraft in Schleswig-Holstein

Der Sommer 2018 war heiß und lang, und irgendwo tobte gefühlt immer ein Unwetter mit Starkregen. In Kattowitz stand der nächste Klimagipfel auf dem Programm, grüne Politik findet Wahlumfragen zufolge wachsenden Zuspruch. Derweil geht die Windkraftplanung in Schleswig-Holstein ab Anfang 2019 auf die Zielgerade. Genügend Rückenwind für eine erfolgreiche Energiewende auch hier im Norden, sollte man meinen.

Dabei reißt die Kritik an der deutschen Energiewende, auch von staatlichen Institutionen, nicht ab. Scharfe Aussagen des Bundesrechnungshofes betonen „erhebliche Defizite“ bei der Umsetzung der Energiewende und einen „mangelhaften Umgang“ mit den vorhandenen Steuerungssystemen. Das bisherige Ergebnis:  „In den letzten 10 Jahren wurde so gut wie keine Tonne CO2 eingespart, dafür aber Energiewendekosten von 34 Mrd. EUR pro Jahr produziert!“ Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Der BRH spricht von einem „völlig aus dem Ruder gelaufenen Kosten-Nutzen-Verhältnis“. Und im „Energiewende-Index“ des Weltwirtschaftsforums schneiden alleine in Europa mittlerweile 11 Länder besser ab als Deutschland (Quelle: Die WELT vom 2.12.2018).

Derweil wächst auch hier in Schleswig-Holstein der Unmut betroffener Bürger mit jeder neuen Windkraftplanungsrunde des Landes. Während man die Fachleute der Planung prinzipiell nicht kritisieren kann, da sie nur ihren Job tun, muss man der Politik nach wie vor den Vorwurf machen, auf Basis relativ willkürlicher Vorgaben bei der Windkraft eine Energiewendepolitik auf Biegen und Brechen durchführen zu wollen. Man hat ja angesichts der langjährigen Diskussionen um die Windkraft ohnehin den Eindruck, diese wäre der entscheidende Dreh- und Angelpunkt der Energiewende. Doch trifft dies nicht ansatzweise zu, da Windkraft selbst heute, nach einem langjährigen Bauboom, noch nicht mal 4% des gesamten Energieverbrauchs Deutschlands abdeckt - und auch zukünftig kaum noch stark gesteigert werden kann. Alternativen müssten her und sie gibt es auch. Doch, Vorwurf Nr. 1, man senkt in der Landesplanung auf Druck der Windkraftindustrie lieber die Schutzkriterien für Mensch und Natur herab, um auch noch das letzte bisschen Fläche für noch mehr Windparks herauszuquetschen zu können.

Vorwurf Nr. 2:  Dabei rechnet man schlichtweg auch noch falsch: Die so harmlos klingenden 2% [1] der Landesfläche, die man zur Erreichung der Energieziele aus Windkraft bräuchte, sind überhaupt nicht nötig! Denn ein wesentlicher Faktor wird womöglich bewusst unterschlagen: Technischer Fortschritt. Im Rahmen der aktuellen Planung wird unseres Erachtens ausgeblendet, dass sich die Windkraft weiterentwickelt. Innerhalb der letzten 3 Jahre hat sich die Leistung moderner WKAs um fast 40% gesteigert - mit hoher Wahrscheinlichkeit für weiteren Fortschritt! Geplant wird aber immer noch mit alten „Referenzanlagen“ (150m Höhe/3,2 MW Leistung), die zur Erreichung der politischen Windkraftziele (10 GW Strom Leistung) natürlich mehr Landesfläche benötigen… ca. 2%. Selbst bei vorsichtiger Rechnung ist klar, dass man mit effizienteren WKAs mit deutlich weniger Landesfläche auskäme, wahrscheinlich nicht mal 1,5%. Der Witz daran: Diese Fläche ist bereits vorhanden und „im Einsatz“ - mit allen bestehenden Windparks nämlich.

Fazit: Wir brauchen eigentlich keine neuen Flächen! Man könnte den Ärger mit Natur und Bürgern ganz einfach minimieren. Natürlich müsste man mehr repowern und der Transformationsprozess würde wahrscheinlich ein paar Jahre länger dauern. Doch: Mehr Strom bekommen wir bis dahin ohnehin nicht weggeleitet oder verbraucht. Also bitte, ganz einfach, die Zeit nutzen! Über effiziente Speicher nachdenken und diese entwickeln, Power-to-gas, Kraft-Wärme-Kopplung, die Energiewendelogistik verbessern, alternative Energieerzeugungen (Solar, Offshore, Erdwärme,…) ausbauen. Offshore-Windkraft ausbauen usw. usw.. Ideen gibt es genug und deutsche Ingenieure sind findig.

Doch kämpft man an der politischen Front leider immer noch gegen die starke Lobby der Windkraftindustrie sowie mit rigorosen Klimaschützern ohne echte Diskussionsbereitschaft oder Einsicht in der Sache. Der Konfrontationskurs hält an, ein echter Wettbewerb der Alternativen und Ideen wird nicht gepflegt. Und, man muss es eigentlich sagen, das alles wider besseres Wissen. Denn vieles von dem, was hier zugespitzt zusammengetragen ist, ist der Politik durchaus bekannt.

Man kann letzten Endes nur hoffen, dass sich Einsicht und Vernunft im künftigen Energiewendeprozess durchsetzen. Ohne konstruktiven Widerstand wird es aber wohl auch weiterhin nicht gehen.

Der Vorstand

BI WindVernunft Kiel e.V.

 1.1.2019


[1] Aufgrund der fernsehturmhohen Fernwirkung der WKAs sind eher 60% des Landes betroffen.