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3.      Kiel braucht den Strom aus dem Windpark zur Erfüllung seiner Klimaschutzziele

Der Kiel-Flintbeker Windindustriepark ist ein reines Prestigeobjekt für die Stadt mit wirtschaft­lichem Nutzen ausschließlich für die Betreiber und Anlagenhersteller

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Kiel braucht den Strom aus dem Windpark zur Erfüllung seiner Klimaschutzziele: Diese Aussage ist falsch. Mehrfach hat OB Kämpfer zu Recht in der Öffentlichkeit betont, dass mit der Errichtung des neuen Gasheizkraftwerkes auf dem Ostufer die Klimaschutzziele der Stadt Kiel „erfüllt“ seien (siehe z.B. KN-Beitrag im Mai dieses Jahres und auf einer Veranstaltung der Stadtwerke). Tatsächlich würde der Kieler Windindustriepark mit seinem nur unregelmäßig erzeugten Strom nicht entscheidend zu den Klimaschutzzielen der Stadt Kiel beitragen. Selbst bei maximaler Vollauslastung des Kieler Windindustrieparks (wobei wir die propagierten 55 Mio. kwh Stromproduktion anzweifeln) würde der Strombeitrag bei gerade mal 5,5% liegen. Realistisch sind aufgrund von Abschaltzeiten (wegen Auflagen und genereller Netzüberlastung) und Energieverlusten bei Nutzung des Fernwärmespeichers des GHKW wahrscheinlich eher 2-3%.  

Schon jetzt gibt es in Kiel ohnehin über 100 verschiedene Stromanbieter, von denen viele auch „grünen Strom“ aus allen Teilen des Landes hier absetzen. Nach Angaben der Kieler Stadtwerke z.B. lag der Anteil des Stromabsatzes aus erneuerbaren Energien in Kiel bereits 2013 bei über 30% und dürfte sich mittlerweile der 40%-Marke nähern. Mit anderen Worten: Kiel ist bereits ein überdurchschnittlich starker Abnehmer von grünem Strom. Ökostrom aus Kieler Produktion ist also keineswegs nötig, zumal die Erzeugung andernorts wesentlich umweltverträglicher möglich ist.

Gerne wird auf die Möglichkeit der (Zwischen-) Speicherung des Kieler Windstroms im neuen Gasheizkraftwerk hingewiesen. Der Windstrom soll über einen Elektrodenkessel umgewandelt und in den Fernwärmespeicher des GHKW eingebracht werden. Anschließend wird die Wärme hieraus dann in das Fernwärmenetz überführt und versorgt Kieler Verbaucher.

Schöne Idee, nur im Realitäts-Check bedeutet dies:

Erstens: Über eine Rückumwandlung der Fernwärmeenergie in elektrischen Strom ist nichts bekannt. Der Strom wird also nicht wieder extrahiert und dem Kieler Stromnetz dann bei Flaute zugeführt. Eine durchgängige (Selbst-) Versorgung Kiels mit Strom ist also nicht möglich.

Zweitens kann der Fernwärmespeicher bereits komplett durch anderen oder regenerativen Strom aus weiteren Quellen (wie gesagt jetzt schon über 30% Anteil am Energiemix der Stadtwerke) voll belegt sein. Der Kieler Windstrom wäre dann überflüssig. Die maximal mögliche Speicherzeit und -menge ist physikalisch ohnehin begrenzt.

Drittens: Die Begeisterungsfähigkeit der vielen Meimersdorfer Fernwärmenutzer in den Neubaugebieten dürfte sich nach der extremen Preiserhöhung der Stadtwerke für Fernwärme (in Monopolstellung!) wohl auf unterirdischem Nveau bewegen. Schließlich trägt gerade die Energiewende maßgeblich zu diesem Preisschock bei.

Viertens: Von einer durchgängigen und stabilen Einspeisung des Kieler Windparkstroms als solcher in die Steckdosen der Kieler Strombezieher (Stichwort lokale Selbstversorgung) kann nicht ansatzweise die Rede sein. Überschüssiger Strom dürfte sehr häufig in das allgemeine Stromnetz weggeleitet werden - wenn die Anlagen nicht von vorneherein wegen Überlastung der Netze an windstarken Tagen ohnehin abgeschaltet werden.

Dies passiert mit steigender Tendenz, denn Schleswig-Holstein produziert mehr Windstrom, als es selber verbrauchen kann. Das Problem: Dieser umfangreiche Windstrom kann auf Jahre hinaus nicht im erforderlichen Maße aus SH wegtransportiert werden. Die hierfür wichtige Stromautobahn "Südlink" kommt frühestens 2022, vielleicht auch erst Jahre später (wegen Klagen gegen die Trassenführung). Fakt ist: Wegen Überlastung des schleswig-holsteinischen Stromnetzes mussten daher Umspannwerke z.B. alleine im Mai diesen Jahres über 50.000 Mal (!) regulierend in das Netz eingreifen - statistisch gesehen also jede einzelne WKA in Schleswig-Holstein jeden zweiten Tag "anfassen". Alleine im 1. Quartal diesen Jahres übrigens so häufig wie im gesamten letzten Jahr 2014 (Quelle: NDR)!

Nicht nur an der Westküste stehen daher zunehmend mehr Windräder still. Im Grunde verschärft jeder weitere Windkraftpark diese Problematik - auch der Kieler. Das Schöne für die Betreiber: Abschaltzeiten werden zu 100% bezahlt - über die EEG-Umlage von jedem Stromverbraucher. Kein Strom -  trotzdem volle Vergütung.

Auch der Kieler Windpark läuft hohe Gefahr, über die nächsten 7-10 Jahre viel überflüssigen Strom (nicht) zu produzieren oder über weite Strecken abgeschaltet zu sein. Der ohnehin kaum bis u.E. garnicht vorhandene Mehrwert des Projektes für Kiel dürfte sich spätestens dann gesamtwirtschaftlich noch deutlicher ins Minus bewegen. Profite werden nur beim Betreiber und WKA-Hersteller auftreten. 

Muss sich Kiel an diesem Irrsinn beteiligen - zu Lasten von uns Bürgern und Verbrauchern?